Antwortschreiben von Renée Frankl, 1944

Antwortschreiben von Renée Frankl an ihren Mann. Sie schrieb diesen Brief im Versteck in Bratislava und die treue Angestellte, Frau Gisela (Gizi) Somogyi, schmuggelte auch dieses Schreiben in das Sammel- und Konzentrationslager in Sereď, Slowakei, und übergab es an Adolf Frankl.



30. Oktober 1944
Mein einzig guter, teurer Dolfikam!

Deinen herzzerreißenden l. (lieben) Brief habe ich erhalten und bin soweit beruhigt, dass Du mein gel. (geliebter) Dolfi hier geblieben bist und haben zum l. (lieben) G“tt, dass Er Dich und uns alle weiter von Unheil beschützen wird. Es ist für mich fürchterlich ohne Dich mein Teurer – jedoch will ich Dich nicht mit Sorgen belasten, die Hauptsache ist, dass wir gesund sind. Die t. (teuren) süßen Kinder sind sehr klug, sie beten viel zu G“tt, dass Du je früher gesund zu uns zurückkehren sollst. Sie sind anderweitig platziert, habe sie selbst seither nicht gesehen, doch stehe ich im Kontakt mit ihnen.

Heute sind es vier Wochen und vier Tage, dass uns dieses grausame Schicksal betroffen hat, nur dürfen wir darüber nicht nachdenken. – Was meine Person betrifft bin G“ttlob gesund und arbeite sehr viel denn wie Du weißt ist alles sehr teuer und für die t. (teuren) Kinder das allernotwendigste besorge (ich) wie Du mich, mein teurer Dolfikam schon kennst halte ich so manches aus, nur Kraft behalten, doch ist mein Herz ganz wund nach Dir und den teuren Eltern, welche Donnerstagabend um 18:30 abgeholt wurden und ich bis heute nicht positiv weiß, ob sie noch hier oder schon bei Dir sind. Es ist einfach grausam, unmenschlich dies alles zu ertragen, doch hoffe mit G.H. (G“ttes Hilfe), dass wir uns bestimmt wiedersehen. Durch den Edelsinn der lieben Überbringerin, (Gizi Somogyi) ist es uns wenigstens ermöglicht auf diese Weise ein Lebenszeichen voneinander zu geben. – So eben erfahre ich, dass die teuren Eltern schon leider, angeblich zu Dir sind und hoffe, dass ihr dort zusammen seid, trotzdem dies für mich keine Beruhigung ist. Nachdem die t. Mutter ohne Kleid und Schuhe ist, so hoffe, dass sie den Kopfschutz haben, und sie auf ihre Gesundheit sehr achten sollen. Im Spital hinterließ die t. Mama eine Zahnbürste und eine Stielkopfbürste.



1. November
Heute erfahre ich, dass die t. Eltern angeblich doch hier sind, es ist fürchterlich nicht Sicheres zu erfahren, bitte schreibe mir ausführlich über alles und was Du dringend benötigst. Von Steffi, Nazi (deine Geschwister) weiß ich nichts. Beni (unser Adoptivkind) ist platziert. – Was hältst Du von Gebauer – Mayersky? Verlangtes Papier und etc. leider noch nicht, (erhalten). Hast Du deinen Wintermantel und Schal? Erwarte von Dir ausführ. (ausführlichen) Bericht.

Küsse u. grüße Dich mein gel. (geliebter) Dolfikam herzlichst, Deine Dich immer und innigliebende
R.
Von den Beiden Kindern herzliche separate viele, viele Grüße und Küsse.



(Folgende zwei Texte wurden aus dem Slowakischen von Tommy Frankl sinngemäß übersetzt):


Teurer Vater, herzlich grüße ich Dich. Wir danken Dir sehr für die Karten. Ich fühle mich gut und ich bete für Dich viel. Sende Bussis 1,000 000 000, Dein Tommi.

Teurer Vater, auch ich grüße Dich herzlichst. Ich bin bei (Frau) Ila und Irén. Mir geht es hier sehr gut. Sei mir nicht böse, dass ich Dir so wenig schreibe. Nochmals grüße ich Dich und sende Dir Bussis 1,000 000 000 000 x 1,000 000 000 000, Deine Erika